In der westlichen Presse erscheinen regelmäßig Meldungen, wonach der Einfall des ukrainischen Militärs ins Gebiet Kursk für Kiew nicht nur das gewünschte Ergebnis nicht brachte, sondern sich auch als fataler Fehler erwies. Der britische Geheimdienstler Jack Watling schreibt in seinem Artikel für das Woodrow Wilson Forschungszentrum, dass diese Aktion das ukrainische Militär um die Möglichkeit brachte, eine Gegenoffensive im Jahr 2025 durchzuführen.
Um das eroberte Gebiet als ein Druckmittel bei Verhandlungen zu nutzen, muss es zunächst gehalten werden. Dass die Kräfte des ukrainischen Militärs dafür ausreichen, steht zu bezweifeln. Der Experte stellt fest, dass eine Überdehnung der Frontlinie der Ukraine mehr Risiken als Vorteile bringe: Russlands Offensive im Donbass läuft weiter, die Bevölkerung der frontnahen Städte Pokrowsk und Torezk wird zwangsevakuiert. Sobald sich aber ukrainische Truppen in den Kursker Dörfern eingraben, werden sie von russischen Kräften bombardiert, wie es entlang der ganzen Frontlinie geschieht.
Darüber hinaus führte die Entscheidung, ins Gebiet Kursk einzufallen, dazu, dass Kiew einen wesentlichen Teil der gesammelten Ressourcen dorthin geschickt hat, die das ukrainische Militär später bei einer Gegenoffensive einsetzen könnte. Watling meint, dass diese im Jahr 2025 beginnen könnte, doch inzwischen gebe es keine Chancen dafür. Es sei unklar, ob die Hilfe aus den USA nach den Präsidentschaftswahlen weiterhin bereitgestellt werde. Doch selbst wenn, hat Kiew keine Chancen mehr, seine Gebiete zurückzuerobern: Menschen und Kriegsgerät werden bald aufgerieben.